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München, den 22.02.2000
Lieber Stefan,

leider lag der Zusendung Deines Berichtes kein Begleitschreiben bei. Ich weiß also nicht, ob Du von mir eine Antwort erwartest oder nicht. Weil ich von Dir aber eine Reihe von Briefen erhalten und bisher alle beantwortet habe, so tue ich es auch heute.

Was immer Du mit diesem Bericht bezwecken wolltest oder noch bezwecken willst, ist mir nicht klar. Ich denke, ich erhalte dafür noch eine Erklärung. Dennoch war ich überrascht was ich zur Kenntnis zu nehmen hatte. Allerdings hätte ich eine Reihe von Richtigstellungen zu machen, falls das für Dich noch von Interesse ist. Du weißt, daß ich stets das Gespräch mit Dir suchte und viel Zeit und Kraft in unsere Begegnungen investierte. Das war für mich während der vier Jahre im Heim selbstverständlich. Ich machte mir viel Sorgen um Dich - nur, daß ausgerechnet Du ein so hilfloser Jugendlicher warst, wie Du dies darstellst, kann ich aus meiner Erfahrung so ohne weiteres nicht in der wiedergegebenen Form nachvollziehen. Reich ausgestattet mit Intelligenz wußtest Du in der Regel stets, was Du wolltest. Verwundert bin ich über Dein insgesamt negatives Bild vom Heim, das vor allem in einseitiger Weise den Gruppenschwestern zur Last gelegt wird. Eines steht fest: Sexuellen Mißbrauch hätten wir alle nie geduldet, ganz gleich, ob er in Familien, Pflegefamilien, im Heim oder bei Ausbildern geschehen wäre.

Ich habe selbst Psychologie studiert und eine Seminararbeit über Homosexualität geschrieben. Ich weiß also um die verschiedenen Hilfen und therapeut. Ansätze, aber auch um ihre Grenzen. Du bist überzeugt, daß Dir die von Dir gewählte Form zur Verarbeitung des Mißbrauchs hilft. Helfen kann - nach meiner Erfahrung - aber nur die ganze Wahrheit und dazu tragen Einseitigkeit und nur negative Sichtweisen und Beschreibungen des früheren Lebensumfeldes wenig bei.

Stefan, Du bist jetzt erwachsen. Du hast es in der Hand, in Verantwortung zu entscheiden, was gut ist für Dich und Deine Zukunft und für Deine Mitwelt.

Bei alledem hoffe ich. daß es Dir jeden Tag besser geht und ich wünsche Dir von Herzen alles Gute. Was Du derzeit beruflich machst weiß ich leider nicht.

Aus München grüßt Dich

Schwester Edeltraud

 

 

Kempten, den 18.05.2010
Sehr geehrter Herr Strauch,

danke für Ihre Anfrage bezüglich Herrn Helmut Adler, der bei uns als Hausmeister beschäftigt ist.

Wie bereits gegenüber der Presse erklärt, dürfen wir auch Ihnen mitteilen:
  • Nachdem uns bekannt wurde, dass Herr Adler im Gerhardinger Haus sich sexueller Übergriffe bei einem Minderjährigen schuldig gemacht hat (wir kannten nicht den/ihren Namen), wurde er in einem Gespräch mit dieser unserer Kenntnis konfrontiert, das war im Herbst 1998.
  • Herr Adler bekannte sich zu seiner Schuld und gab uns gegenüber dazu eine schriftliche Erklärung ab.
  • Es wurde mit Herrn Adler vereinbart, dass es zu einer fristlosen Kündigung kommt, sollte er nochmals innerhalb oder außerhalb der Diakonie ähnlichen sexuellen Übergriffen schuldig werden, das würde dann auch strafrechtlich verfolgt.
  • Wir gaben Herrn Adler die Chance der Weiterarbeit, eine Chance wie sie jeder reuige Gestrauchelte erhält. Dies aber mit der Auflage, dass er nicht verantwortlicher Hausmeister in einer Kinder- oder Jugendeinrichtung sein kann und dass er nicht direkt und/oder alleine in solchen Einrichtungen tätig wird. Dies wurde nach unsere Kenntnis bisher eingehalten und wird auch weiterhin mit bestem Wissen und Gewissen kontrolliert. Durch die öffentliche Bekanntgabe der Vorfälle im Gerhardinger Haus und der Veröffentlichung seines Namens steht er nun auch noch unter "Beobachtung" der gesamten Mitarbeiterschaft und wohl auch der Öffentlichkeit.
  • Herr Adler verrichtet seit 1998 seine Arbeit zu unserer Zufriedenheit, ihm ist arbeitsrechtlich nichts vorzuwerfen.
Wir hoffen Ihnen in Ihrer Sorge um Kinder- und Jugendliche geholfen zu haben. Auch wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten der Situation gerecht zu werden.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Grieshammer
Vorsitzender des Vorstands
Diakonie Kempten Allgäu

 

 

Kempten, den 25.06.2010
Sehr geehrter Herr Strauch,

als ich von Ihrem Mail vom 15. März 2010 an verschiedene Dienststellen und Personen der Stadtverwaltung, politische Parteien und den Kinderschutzbund Kempten erfahren habe, war ich emotional sehr betroffen und habe die zuständig Handelnden in der Stadtverwaltung angewiesen, alle damit zusammenhängenden Fragen und Themen mit "klarer Transparenz und Konsequenz" zu bearbeiten und zu klären.

Heute wende ich mich in dieser Form an Sie, weil ich zum Ausdruck bringen will, dass die Stadt Kernpten, aber auch ich persönlich, den Missbrauch und Ihre Hinweise auf Misshandlungen durch Schwestern im Gerhardingerhaus sehr sehr ernst nehmen.

Ihre Not und Ihr Schmerz erfährt mein tiefes Mitgefühl, Ich bedaure die Verletzungen, die Ihnen zugefügt wurden, außerordentlich.

Aufrichtig möchte ich noch einmal mein Angebot erneuern, dass ich persönlich und die bisher mit Ihnen in Kontakt stehenden Vertreter der Stadt Kempten gerne und jederzeit zu dem gesamten Themenbereich mit Ihnen sprechen würden und ich biete Ihnen an, eine Fahrt hierher und einen Aufenthalt zu bezahlen. So ein Thema kann besser und detaillierter und vielleicht auch weniger belastend, dafür umso menschlicher, in einem persönlichen Kontakt besprochen werden.

Bitte überlegen Sie sich doch diesen Vorschlag nochmals und kommen Sie nach Kempten.

Viele von uns haben in den vergangenen Wochen sehr lange und intensiv recherchiert, nachgedacht, diskutiert.

Als die Stadtverwaltung im März 7997 von Ihrem Strafantrag und damit dem Strafverfahren gegen Herr A. erfuhr, hat Herr Dreher als Leiter des Stiftungsamtes sofort verantwortungsvoll dafür gesorgt, dass das Arbeitsverhältnis mit Herrn A. fristlos beendet wurde.

Nachdem ein gemeinsames Gespräch bislang nicht zustande kam wurden mit den von Ihnen benannten Zeugen, betroffenen Mitarbeitern und Personen, die sich selbst bei uns gemeldet haben, Gespräche geführt.

Herr A. hat den Missbrauch zugegeben. Das Strafverfahren führte zu keinem Ergebnis, weil die Tat zum Zeitpunkt der Verfolgung 1997 bereits verjährt war. Die Stiftungsverwaltung hat das Arbeitsverhältnis trotzdem sofort beendet.

Aus der Untersuchung der Angelegenheit und den nun vorliegenden Aussagen gibt es keinerlei Anhaltspunkte, die einen Beleg dafür liefern, dass Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Stiftungsverwaltung vor dem Bekanntwerden 1997 etwas von dem Missbrauch erfahren und nicht gehandelt hätten. Herr Dr. Spindler, der im Gerhardingerhaus tätige Psychologe in der fraglichen Zeit, erklärt ebenfalls, nichts vor dem Strafverfahren von dieser Tat erfahren zu haben, Es steht jedoch insgesamt unzweifelhaft fest, dass diese verwerfliche Tat durch den ehemaligen Heimbewohner und späteren Hausmeister Herrn A. begangen wurde.

Es ist aufgrund Ihrer Aussagen, durch Angaben von ehemaligen Heimbewohnern und einer ehemaligen Mitarbeiterin absolut glaubwürdig, dass Misshandlungen durch Schwestern vorgekommen sind. Diese Misshandlungsvorwürfe sind innerhalb der Schwesterngemeinschaft zu klären und auch aufzuarbeiten. Die Vermittlerin Frau Aleiter sagt dies ausdrücklich zu und sie leistet erkennbar bereits in dieser Richtung,

In Ihren Mails erläutern Sie, dass Mitarbeiter der Stadtverwaltung, insbesondere Herr Nock und Herr Smolinsky, von Ihnen persönlich Mitte der 8Oer Jahre über die Misshandlungen durch Schwestern informiert worden wären. Damals sei jedoch nichts gegen die Zustände unternommen worden. Auch diesem Vorwurf sind wir sehr genau nachgegangen. Es wurden alle benannten Personen hierzu befragt. Die beiden damaligen Mitarbeiter im Jugendamt erklären, dass sie keine Informationen über Misshandlungen Mitte der 8Oer Jahre erhalten hätten. Aus allen Aussagen der Zeugen, insbesondere auch durch die benannten Zeugen, können wir nicht zu der Erkenntnis kommen, dass Mitarbeiter der Stiftungsverwaltung oder der Stadtverwaltung von den Misshandlungen gewusst und sie nicht unterbunden haben. In einer Aussage einer ehemaligen Mitarbeiterin des Gerhardingerhauses beschreibt sie vielmehr, dass sie nach einem Misshandlungsvorfall das Gespräch mit den Schwestern gesucht habe. Sie habe versucht, die Angelegenheit heimintern zu klären. Sie führt ausdrücklich aus, dass sie zu keinem Zeitpunkt die Stiftungsverwaltung, das Jugendamt oder die Stadtverwaltung informiert habe.

Auch der Psychologe Herr Dr. Spindler erklärt, dass er von diesen Vorkommnissen nichts gewusst habe.

Ich bitte Sie um Verständnis, dass bei dieser Sachlage von zwei gegensätzlichen Aussagen die Stadtverwaltung mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Angelegenheit nicht weiter aufklären kann.

Abschließend darf ich nochmals auf das Gesprächsangebot zurückkommen. Die Stadt hat nun alle anderen zielführenden Möglichkeiten genutzt, um zur Aufarbeitung beizutragen.

Den Vorschlag der Stadtverwaltung, im Rahmen eines moderierten Gesprächskreises mit Vertretern der Schwesterngemeinschaft, der Kath. Waisenhausstiftung und der Jugendhilfe die Vorwürfe, soweit dies möglich ist, aufzuarbeiten, konnten Sie leider bislang nicht akzeptieren.

Ich würde mich freuen, wenn Sie hierzu Ihre Auffassung ändern könnten.

Mit freundlichen Grüssen
Dr. Ulrich Netzer

 


 

Der Termin am 27.01.2011 wurde von Oberbürgermeister Ulrich Netzer ohne Angaben von Gründen abgesetzt.

Auf Nachfragen der Anwältin reagierte die Stadt Kempten nicht.